Interreg Deutschland – Denmark MSU-Projekt

(S. Bluhm, G. Royl)

Zusammenarbeit zum Thema Schlaganfalltransporte im Rahmen des EU Projektes Interreg Deutschland-Dänemark
v.l.n.r.
1. Reihe Troels Wienecke, Robbert-Jan Roderick van Hoof, Georg Royl, Katharina Rubahn
2. Reihe Elise Burmeister, Morten Ryer Eiersted, Thomas Münte
3. Reihe Søren Stig Tvilsted, Peter Schramm

Link zum Projekt

Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Dabei kommt es zu einem „schlagartigen“ Ausfall von Teilen des Gehirns nach einem Gefäßverschluss oder einer Hirnblutung. Entscheidend dafür, ob der Patient stirbt, ein Pflegefall wird oder sein altes Leben wieder aufnehmen kann, ist dabei vor allem ein Faktor: die Zeit.
 
Pro Minute sterben etwa zwei Millionen Nervenzellen ab. Deshalb zählt jede Minute, wenn es darum geht, den Schlaganfall zu diagnostizieren und zu behandeln. Ein gutes Zusammenspiel innerhalb der Rettungskette, von der Alarmierung der Rettungskräfte, über den schnellen Transport ins Krankenhaus hin zur Behandlung durch die Ärzte, sei elementar, um die Chancen für den Patienten so hoch wie möglich zu halten.
 
An den meisten neurologischen Kliniken in Schleswig-Holstein gibt es deshalb inzwischen eine Stroke Unit, eine speziell konzipierte Behandlungsstation mit einem großen Team an Ärzten, Pflegern und Therapeuten, die rund um die Uhr für Schlaganfall-Notfälle bereitstehen. Wenn der Schlaganfall durch den Verschluss eines kleineren Gehirngefäßes verursacht ist, reicht hier oft die Gabe eines starken Blutverdünners (die sogenannte Thrombolyse), mit dem Ziel, das verstopfende Gerinnsel aufzulösen. Diese Therapie kann auch in einer kleineren Stroke Unit rund um die Uhr erfolgen. Besonders schwere Schlaganfälle – das sind in der Regel die mit großen Gefäßverschlüssen und Hirnblutungen - erfordern aber in den meisten Fällen die Behandlung in einem Schlaganfallzentrum mit Neuroradiologie und Neurochirurgie. Um die Übernahme der schwer betroffenen Schlaganfallpatienten effektiv zu organisieren, hat das UKSH das Schlaganfallnetzwerk Schleswig-Holstein Süd gegründet.
 
Patienten u.a aus den Segeberger Kliniken, der Ameos Klinik Oldenburg, der Schön-Klinik Neustadt und der Asklepios Klinik Bad Oldesloe werden in so einem Fall ins UKSH verlegt. Ein solcher Sekundärtransport erfordert viel und schnelle Koordination; wenn möglich bleibt der Rettungswagen nach Einlieferung direkt vor Ort, bis klar ist, ob es einen Weitertransport zu uns gibt. Manchmal müssen aber leider einen Sekundärtransport organisiert werden. Die Zeiten der Verlegung und der weiteren Therapie werden deshalb genau erfasst und zeitnah an alle beteiligten Kollegen zurückgemeldet, um die Prozesse immer weiter zu optimieren. Derzeit beträgt die effektive Verzögerung durch die Sekundärtransporte etwa 30-45 min.

Um den Patienten schneller zum geeigneten Krankenhaus zu bringen, könnte in Zukunft ein spezieller Rettungswagen helfen: Ein Fahrzeug, das mit einem CT und einem Minilabor ausgerüstet ist. Bereits vor Ort beim Patienten könnte ein Arzt so den Schlaganfall diagnostizieren, mit der Behandlung starten und direkt die nächste Klinik ansteuern, die die erforderlichen Spezialisten vorhält. In Berlin und im Saarland wurden solche mobilen Stroke Units bereits etabliert. Hierdurch wurde auch ein schnellerer Beginn der Lysetherapie (noch vor dem Transport in die Klinik) erreicht.

Das UKSH hat sich im Frühjahr mit dem Universitätsklinikum Køge in Dänemark zusammengetan. Beide Kliniken übernehmen viele Sekundärtransporte aus einer ähnlich strukturierten überwiegend ländlichen Region, südlich und nördlich des Fehmarnbelts. Im Rahmen des EU-Programmes „Interreg Deutschland-Dänemark“ analysieren die Partner nun, wie die Schlaganfallversorgung in den Regionen um den Fehmarnbelt derzeit organisiert und durchgeführt wird, an welchen Stellen sie sich verbessern lässt, und ob sich die Anschaffung einer mobilen Stroke Unit (MSU) in diesen Regionen lohnen würde.  2020/21 sollen die Daten der Sekundärtransporte (etwa 40 bis 50 schwere Fälle jährlich am UKSH) ausgewertet und zusammengefasst werden. Hierbei geht es auch um die Frage, viele Lebensjahre und wie viel Lebensqualität der Patienten gewonnen werden kann; und wie sich diese gegen die entstehenden Mehrkosten rechnet. Denn neben den Anschaffungskosten gibt es nicht unerhebliche Personalkosten. Ein Besatzungsteam mit einem Rettungssanitäter und einem Neurologen als Notarzt müsste 24h/7d einsatzbereit sein. In dem Partnerprojekt werden neben der MSU auch andere Konzepte evaluiert, mit denen die Zusammenarbeit im Netzwerk zum Wohle der Schlaganfallpatienten in den Regionen um den Fehmarnbelt verbessert werden können.